Das Urteil. Eine Geschichte von Franz Kafka. Deutsche Fassung basiert auf Gutenberg, Gutenberg Deutschland. Ursprüngliche Ausgabe: Leipzig, Kurt Wolff Verlag, 1913, 1916.

Traduction ab le germano a in interlingua, le 22 de augusto, e le 1–14 de septembre 2022, per R. Harmsen.


Das Urteil. Eine Geschichte von Franz Kafka


Le judicio. Un historia per Franz Kafka

Für Fräulein Felice B.

Pro senioretta Felice B.

Es war an einem Sonntagvormittag im schönsten Frühjahr. Georg Bendeman, ein junger Kaufmann, saß in seinem Privatzimmer im ersten Stock eines der niedrigen, leichtgebauten Häuser, die entlang des Flusses in einer langen Reihe, fast nur in der Höhe und Färbung unterschieden, sich hinzogen. Er hatte gerade einen Brief an einen sich im Ausland befindenden Jugendfreund beendet, verschloß ihn in spielerischer Langsamkeit und sah dann, den Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, aus dem Fenster auf den Fluß, die Brücke und die Anhöhen am anderen Ufer mit ihrem schwachen Grün.

Il esseva un matutino de dominica in un bellissime ver. Georg Bendeman, un juvene commerciante, sedeva in su camera private in le prime etage de un del casas basse e legiermente struite, que se bastiva in un longe fila preter le fluvio, differentiante se quasi solo in su altor e coloration. Ille habeva justo finite un littera (*) (*) a un amico de juventute ora in extero, (*) claudeva lo con un lentor ludic, pois spectava, le cubitos appoiate sur le scriptorio, per le fenestra al fluvio, al ponte e al inclination del altere bordo con su viride debile.

Er dachte darüber nach, wie dieser Freund, mit seinem Fortkommen zu Hause unzufrieden, vor Jahren schon nach Rußland sich förmlich geflüchtet hatte. Nun betrieb er ein Geschäft in Petersburg, das anfangs sich sehr gut angelassen hatte, seit langem aber schon zu stocken schien, wie der Freund bei seinen immer seltener werdenden Besuchen klagte. So arbeitete er sich in der Fremde nutzlos ab, der fremdartige Vollbart verdeckte nur schlecht das seit den Kinderjahren wohlbekannte Gesicht, dessen gelbe Hautfarbe auf eine sich entwickelnde Krankheit hinzudeuten schien. Wie er erzählte, hatte er keine rechte Verbindung mit der dortigen Kolonie seiner Landsleute, aber auch fast keinen gesellschaftlichen Verkehr mit einheimischen Familien und richtete sich so für ein endgültiges Junggesellentum ein.

Ille pensava sur ille amico, qui, miscontente con su carriera in su proprie urbe, ja annos retro officialmente se ha refugiate in Russia. Nunc ille menava un interprisa in Sancte Petroburgo, que ha comenciate multo ben, in le ultime annos totevia sembla haber paralysate se, como plangeva le amico quando ille visitava, sempre minus sovente. Assi ille se exhauriva in travalio in extero, le estranie barba plen mal tegente le visage, tanto familiar desde le infantia, cuje pelle jalne semblava indicar un maladia evolvente. Como ille relatava, con su compatriotas illac existeva a pena connexion, sed anque con familias indigena ille habeva quasi nulle relationes social, lo que pareva ducer a un existentia celibatari definitive.

Was sollte man einem solchen Manne schreiben, der sich offenbar verrannt hatte, den man bedauern, dem man aber nicht helfen konnte. Sollte man ihm vielleicht raten, wieder nach Hause zu kommen, seine Existenz hierher zu verlegen, alle die alten freundschaftlichen Beziehungen wieder aufzunehmen – wofür ja kein Hindernis bestand – und im übrigen auf die Hilfe der Freunde zu vertrauen? Das bedeutete aber nichts anderes, als daß man ihm gleichzeitig, ja schonender, desto kränkender, sagte, daß seine bisherigen Versuche mißlungen seien, daß er endlich von ihnen ablassen solle, daß er zurückkehren und sich als ein für immer Zurückgekehrter von allen mit großen Augen anstaunen lassen müsse, daß nur seine Freunde etwas verstünden und daß er ein altes Kind sei, das den erfolgreichen, zu Hause gebliebenen Freunden einfach zu folgen habe. Und war es dann noch sicher, daß alle die Plage, die man ihm antun müßte, einen Zweck hätte? Vielleicht gelang es nicht einmal, ihn überhaupt nach Hause zu bringen – er sagte ja selbst, daß er die Verhältnisse in der Heimat nicht mehr verstünde – und so bliebe er dann trotz allem in seiner Fremde, verbittert durch die Ratschläge und den Freunden noch ein Stück mehr entfremdet. Folgte er aber wirklich dem Rat und würde hier – natürlich nicht mit Absicht, aber durch die Tatsachen – niedergedrückt, fände sich nicht in seinen Freunden und nicht ohne sie zurecht, litte an Beschämung, hätte jetzt wirklich keine Heimat und keine Freunde mehr, war es da nicht viel besser für ihn, er blieb in der Fremde, so wie er war? Konnte man denn bei solchen Umständen daran denken, daß er es hier tatsächlich vorwärts bringen würde?

Que deberea on scriber a un tal homine, qui evidentemente se ha blocate e intricate, qui pote esser plorate, ma non juvate. An on volerea consiliar le le retorna a casa, transferer su existentia a hic, restablir tote le previe relationes amical – ya il ha nulle impedi­mento – e del resto fider se al adjuta del amicos? Isto implicarea, nonobstante, dicer le, sparniante le ma pro isso ya abassante, que su essayos usque nunc ha fallite, que ille deberea desister de illos, retornar, (*) lassar se mirar per totes, con oculos multo aperte, como un retornate pro sempre, e que solo su amicos comprende e ille es un vetere infante, pro qui nihil altere remane que sequer le amicos qui restava a casa e ha succedite. Ma esserea alora certe que vexar e tormentar le assi, habeva un scopo? Forsan ille non se lassarea persuader a retornar – ya ille mesme ha dicite, que ille con plus comprende le conditiones in le patria – assi ille restarea in su pais estranier, in despecto de toto, exacerbate per le consilios, e de su amicos ancora plus alienate. Sed si ille vermente sequerea le con­silios e serea qui deprimite – sin intention naturalmente, ma per le factos –, sentiente se ben ni con ni sin le amicos, avergoniate, e haberea ora vermente ni patria ni amicos, an il non serea multo melior pro ille remaner in le pais estranie, ubi ille ja era? An on poterea in un tal situation expectar que ille qui facerea progressos?

Aus diesen Gründen konnte man ihm, wenn man noch überhaupt die briefliche Verbindung aufrecht erhalten wollte, keine eigentlichen Mitteilungen machen, wie man sie ohne Scheu auch den entferntesten Bekannten machen würde. Der Freund war nun schon über drei Jahre nicht in der Heimat gewesen und erklärte dies sehr notdürftig mit der Unsicherheit der politischen Verhältnisse in Rußland, die demnach also auch die kürzeste Abwesenheit eines kleinen Geschäftsmannes nicht zuließen, während hunderttausende Russen ruhig in der Welt herumfuhren. Im Laufe dieser drei Jahre hatte sich aber gerade für Georg vieles verändert. Von dem Todesfall von Georgs Mutter, der vor etwa zwei Jahren erfolgt war und seit welchem Georg mit seinem alten Vater in gemeinsamer Wirtschaft lebte, hatte der Freund wohl noch erfahren und sein Beileid in einem Brief mit einer Trockenheit ausgedruckt, die ihren Grund nur darin haben konnte, daß die Trauer über ein solches Ereignis in der Fremde ganz unvorstellbar wird. Nun hatte aber Georg seit jener Zeit, so wie alles andere, auch sein Geschäft mit größerer Entschlossenheit angepackt. Vielleicht hatte ihn der Vater bei Lebzeiten der Mutter dadurch, daß er im Geschäft nur seine Ansicht gelten lassen wollte, an einer wirklichen eigenen Tätigkeit gehindert, vielleicht war der Vater seit dem Tode der Mutter, trotzdem er noch immer im Geschäfte arbeitete, zurückhaltender geworden, vielleicht spielten – was sogar sehr wahrscheinlich war – glückliche Zufälle eine weit wichtigere Rolle, jedenfalls aber hatte sich das Geschäft in diesen zwei Jahren ganz unerwartet entwickelt, das Personal hatte man verdoppeln müssen, der Umsatz hatte sich verfünffacht, ein weiterer Fortschritt stand zweifellos bevor.

Pro iste rationes on poterea, si un connexion per litteras poteva del toto ancora esser mantenite, (*) a pena le contar cosas essential, como on los facerea saper mesmo a cognoscitos multo remote. Le amico non habeva visitate le patria durante tres annos, e ille lo explicava multo inadequatemente ex le incertitudes in le situation politic in Russia, que non permitteva, secundo ille, mesmo le absentia curtissime de un director de un parve interprisa, ben que centos milles de russos percurreva le mundo sin problemas. In le curso de iste tres annos, pro Georg totevia multo se habeva alterate. Que le matre habeva morite, circa duo annos retro – desde alora Georg viveva con su vetule patre in un menage commun – le amico habeva ancora apprendite, e in un littera ille habeva exprimite su condolentias con un siccitate cuje ration poteva solo esser, que in un pais estranie le tristessa de un tal evento deveni toto inimaginabile. Desde ille tempore Georg se habeva occupate con su interprisa plus resolutemente, como anque con tote le altere cosas. Quando le matre ancora viveva, forsan le patre, qui voleva sempre imponer su proprie vistas, le era un impedimento pro mesme vermente ager, forsan le patre, ben que ille ancora laborava in le interprisa, desde le morte del matre plus se restringeva, forsan hasardo e fortuna era multe plus influential; facto es que le interprisa in iste duo annos se habeva disveloppate ultra expectation, con duo vices le numero de empleatos e le cifra de venditas quintuplicate. E plus accrescimento era certo expectabile.

Der Freund aber hatte keine Ahnung von dieser Veränderung. Früher, zum letztenmal vielleicht in jenem Beileidsbrief, hatte er Georg zur Auswanderung nach Rußland überreden wollen und sich über die Aussichten verbreitet, die gerade für Georgs Geschäftszweig in Petersburg bestanden. Die Ziffern waren verschwindend gegenüber dem Umfang, den Georgs Geschäft jetzt angenommen hatte. Georg aber hatte keine Lust gehabt, dem Freund von seinen geschäftlichen Erfolgen zu schreiben, und hätte er es jetzt nachträglich getan, es hätte wirklich einen merkwürdigen Anschein gehabt.

Le amico habeva nulle idea de iste cambio. Antea, le ultime vice forsan in ille littera de condolentia, ille voleva persuader Georg a emigrar a Russia, contava del opportunitates in Sancte Petroburgo, in particular in le branca de negotios de Georg. Le cifras non­obstante era infime comparate con le magnitude actual del inter­prisa de Georg. Georg non habeva volite scriber le amico super su successos in affaires, e facer lo ancora nunc, haberea create real­mente un estranie impression.

So beschränkte sich Georg darauf, dem Freund immer nur über bedeutungslose Vorfälle zu schreiben, wie sie sich, wenn man an einem ruhigen Sonntag nachdenkt, in der Erinnerung ungeordnet aufhäufen. Er wollte nichts anderes, als die Vorstellung ungestört lassen, die sich der Freund von der Heimatstadt in der langen Zwischenzeit wohl gemacht und mit welcher er sich abgefunden hatte. So geschah es Georg, daß er dem Freund die Verlobung eines gleichgültigen Menschen mit einem ebenso gleichgültigen Mädchen dreimal in ziemlich weit auseinanderliegenden Briefen anzeigte, bis sich dann allerdings der Freund, ganz gegen Georgs Absicht, für diese Merkwürdigkeit zu interessieren begann.

Dunque Georg se limitava a scriber le amico sempre solo super eventos insignificante, que quando on pensa re illos durante un dominica tranquille, se amassa in le memoria sin ordine specific. Ille voleva nihil altere que lassar imperturbate le imagine que le amico se habeva formate del urbe de origine, con le qual ille se habeva contentate. Assi il eveniva que Georg mentionava le fidan­tiamento de un homine quecunque, con un femina equalmente quecunque, tres vices, in litteras bastante lontan le un del alteres in le tempore. Le effecto esseva, multo contra le intention de Georg, que le amico notava iste remarcabilitate.

Georg schrieb ihm aber solche Dinge viel lieber, als daß er zugestanden hätte, daß er selbst vor einem Monat mit einem Fräulein Frieda Brandenfeld, einem Mädchen aus wohlhabender Familie, sich verlobt hatte. Oft sprach er mit seiner Braut über diesen Freund und das besondere Korrespondenzverhältnis, in welchem er zu ihm stand. »Da wird er gar nicht zu unserer Hochzeit kommen«, sagte sie, »und ich habe doch das Recht, alle deine Freunde kennen zu lernen.« »Ich will ihn nicht stören«, antwortete Georg, »verstehe mich recht, er würde wahrscheinlich kommen, wenigstens glaube ich es, aber er würde sich gezwungen und geschädigt fühlen, vielleicht mich beneiden und sicher unzufrieden und unfähig, diese Unzufriedenheit jemals zu beseitigen, allein wieder zurückfahren. Allein – weißt du, was das ist?« »Ja, kann er denn von unserer Heirat nicht auch auf andere Weise erfahren?« »Das kann ich allerdings nicht verhindern, aber es ist bei seiner Lebensweise unwahrscheinlich.« »Wenn du solche Freunde hast, Georg, hättest du dich überhaupt nicht verloben sollen.« »Ja, das ist unser beider Schuld; aber ich wollte es auch jetzt nicht anders haben.« Und wenn sie dann, rasch atmend unter seinen Küssen, noch vorbrachte: »Eigentlich kränkt es mich doch«, hielt er es wirklich für unverfänglich, dem Freund alles zu schreiben. »So bin ich und so hat er mich hinzunehmen«, sagte er sich, »Ich kann nicht aus mir einen Menschen herausschneiden, der vielleicht für die Freundschaft mit ihm geeigneter wäre, als ich es bin.«

Georg prefereva scriber tal cosas, in vice de deber conceder que ille mesme, un mense retro, se habeva fidantiate con Frieda Brandenfeld, un filia ab un familia prospere. Ille parlava sovente sur iste amico con su promissa, e sur le relation special de corres­pondentia que illes habeva. “Alora assi ille non va assister a nostre maritage”, illa diceva, “e io ha le derecto de cognoscer tote tu amicos, nonne?” “Io non vole incommodar le”, respondeva Georg, “comprende me ben, probabilemente ille venirea, o io crede que si, ma ille se sentirea obligate e nocite, forsan jelose, e certo discontente, e sin poter disfacer se de iste discontento, ille retornarea, toto sol. Esser sol – tu sape, que isto es?” “Ma non pote ille apprender de nostre maritage in un altere maniera?” “Isto io non pote prevenir, ma viste como ille vive, isto non es probabile. “Si tu ha amicos assi, tu non deberea haber fidantiate te, Georg.” “Si, isto es le culpa de nos ambe; ma in despecto de isto io non lo vole in un altere maniera.” E quando illa, con suspiros celere sub su basios, avantiava “Il tamen me dole”, ille non plus videva un problema in scriber toto al amico. (*) “Assi io es e assi ille debe me acceptar”, ille se diceva, “Io non pote sculper de me un persona que forsan serea plus apte pro le amicitate con ille, que io lo es.”

Und tatsächlich berichtete er seinem Freunde in dem langen Brief, den er an diesem Sonntagvormittag schrieb, die erfolgte Verlobung mit folgenden Worten: »Die beste Neuigkeit habe ich mir bis zum Schluß aufgespart. Ich habe mich mit einem Fräulein Frieda Brandenfeld verlobt, einem Mädchen aus einer wohlhabenden Familie, die sich hier erst lange nach Deiner Abreise angesiedelt hat, die Du also kaum kennen dürftest. Es wird sich noch Gelegenheit finden, Dir Näheres über meine Braut mitzuteilen, heute genüge Dir, daß ich recht glücklich bin und daß sich in unserem gegenseitigen Verhältnis nur insofern etwas geändert hat, als Du jetzt in mir statt eines ganz gewöhnlichen Freundes einen glücklichen Freund haben wirst. Außerdem bekommst Du in meiner Braut, die Dich herzlich grüßen läßt, und die Dir nächstens selbst schreiben wird, eine aufrichtige Freundin, was für einen Junggesellen nicht ganz ohne Bedeutung ist. Ich weiß, es hält Dich vielerlei von einem Besuche bei uns zurück, wäre aber nicht gerade meine Hochzeit die richtige Gelegenheit, einmal alle Hindernisse über den Haufen zu werfen? Aber wie dies auch sein mag, handle ohne alle Rücksicht und nur nach Deiner Wohlmeinung.«

E de facto in le longe littera que ille scribeva iste matino de dominica, ille relatava le amico del fidantiamento ingagiate con le parolas sequente: “Le melior nova io ha retenite pro le fin. Io ha fidantiate me con un senioretta Frieda Brandenfeld, un filia ab un familia prospere, que se ha establite hic longe post tu partita, dunque tu la a pena cognoscera. Le occasiones ancora venira pro contar plus super mi promissa, hodie il suffice saper que io es ben felice, e que in nostre relation solo isto se ha alterate, que tu habera in me in vice de un amico multo normal desde ora un amico felice. De plus tu obtene in mi promissa, qui te lassa salutar cordialmente, e qui anque mesme te scribera, un sincer amica, lo que pro un garson celibe non es sin importantia. Io sape que multo te retene de un visita a nos, ma non serea mi sposalias le occasion juste pro subverter cata impedimento? Sed sia isto como es, face lo que tu trova melior, e sin reguardo.”

Mit diesem Brief in der Hand war Georg lange, das Gesicht dem Fenster zugekehrt, an seinem Schreibtisch gesessen. Einem Bekannten, der ihn im Vorübergehen von der Gasse aus gegrüßt hatte, hatte er kaum mit einem abwesenden Lächeln geantwortet.

Con iste littera in mano Georg esseva sedite longe tempore al tabula de scriber, le visage vertite al fenestra. A un cognoscito, qui in passar le ha salutate desde le strata, ille reageva a pena, con un surriso absente.

Endlich steckte er den Brief in die Tasche und ging aus seinem Zimmer quer durch einen kleinen Gang in das Zimmer seines Vaters, in dem er schon seit Monaten nicht gewesen war. Es bestand auch sonst keine Nötigung dazu, denn er verkehrte mit seinem Vater ständig im Geschäft, das Mittagessen nahmen sie gleichzeitig in einem Speisehaus ein, abends versorgte sich zwar jeder nach Belieben, doch saßen sie dann meistens, wenn nicht Georg, wie es am häufigsten geschah, mit Freunden beisammen war oder jetzt seine Braut besuchte, noch ein Weilchen, jeder mit seiner Zeitung, im gemeinsamen Wohnzimmer.

Finalmente ille poneva le littera in su tasca, vadeva ex su camera e transversava le parve corridor al camera de su patre, pro le prime vice in plure menses. Nam il nunquam esseva necesse illac vader, proque ille esseva cata die in le interprisa con su patre, le prandio illes prendeva al mesme tempore in un restaurante, e le vespere cata un se accommodava a voluntate. Georg esseva a vices insimul con amicos o veniva a su fidantiata. Sovente anque le patre e Georg esseva sedite in lor salon commun, cata un con su proprie gazetta.

Georg staunte darüber, wie dunkel das Zimmer des Vaters selbst an diesem sonnigen Vormittag war. Einen solchen Schatten warf also die hohe Mauer, die sich jenseits des schmalen Hofes erhob. Der Vater saß beim Fenster in einer Ecke, die mit verschiedenen Andenken an die selige Mutter ausgeschmückt war, und las die Zeitung, die er seitlich vor die Augen hielt, wodurch er irgendeine Augenschwäche auszugleichen suchte. Auf dem Tisch standen die Reste des Frühstücks, von dem nicht viel verzehrt zu sein schien.

Georg stupeva super le tenebras del camera del patre, mesmo durante un matino de dominica tan insolate como hodie. Tal umbra jectava le muro alte, que se elevava al altere latere del corte stricte. Le patre sedeva al fenestra in un angulo, que era adornate con varie recordos al matre defuncte, e legeva le jornal, que ille teneva lateralmente ante le oculos, essayante compensar alcun problema de vision. Sur le tabula esseva le restantes del jentaculo, del qual poco sembla consumite.

»Ah, Georg!« sagte der Vater und ging ihm gleich entgegen. Sein schwerer Schlafrock öffnete sich im Gehen, die Enden umflatterten ihn – »mein Vater ist noch immer ein Riese«, sagte sich Georg.

“Ah, Georg!” diceva le patre e presto le iva al incontro. Su roba de camera pesante se aperiva per le ambular, le pannos flottava circa ille – “mi patre es ancora un gigante”, pensava Georg.

»Hier ist es ja unerträglich dunkel«, sagte er dann.

“Le obscuritate hic es insupportabile”, ille diceva.

»Ja, dunkel ist es schon«, antwortete der Vater.

“Si, il es fusc”, respondeva le patre.

»Das Fenster hast du auch geschlossen?«

“Tu ha anque claudite le fenestra?”

»Ich habe es lieber so.«

“Il me place plus assi.”

»Es ist ja ganz warm draußen«, sagte Georg wie im Nachhang zu dem Früheren, und setzte sich.

“Foras ya es satis calde”, diceva Georg como un sorta de replena­mento al previe. Ille se sedeva.

Der Vater räumte das Frühstücksgeschirr ab und stellte es auf einen Kasten.

Le patre levava le vasculos e plattos del jentaculo e los mitteva sur un commoda.

»Ich wollte dir eigentlich nur sagen«, fuhr Georg fort, der den Bewegungen des alten Mannes ganz verloren folgte, »daß ich nun doch nach Petersburg meine Verlobung angezeigt habe.« Er zog den Brief ein wenig aus der Tasche und ließ ihn wieder zurückfallen.

“De facto io voleva te dicer”, continuava Georg, qui sequeva le movimentos del vetule homine sin multo attention, “que io ha tamen annunciate mi fidantiamento a Sancte Petroburgo.” Ille extra­heva le littera un poco del tasca e lo lassava retornar.

»Wieso nach Petersburg?« fragte der Vater.

“Proque a Sancte Petroburgo?” demandava le patre.

»Meinem Freunde doch«, sagte Georg und suchte des Vaters Augen. – »Im Geschäft ist er doch ganz anders«, dachte er, »wie er hier breit sitzt und die Arme über der Brust kreuzt.«

“A mi amico, nonne?”, diceva Georg cercante le reguardo del patre. – “In le interprisa ille es tan differente”, pensava ille, “como ille es hic sedite in tote su largor, con le brachios cruciate sur le pectore.”

»Ja. Deinem Freunde«, sagte der Vater mit Betonung.

“Si. A tu amico”, le patre diceva emphaticamente.

»Du weißt doch, Vater, daß ich ihm meine Verlobung zuerst verschweigen wollte. Aus Rücksichtnahme, aus keinem anderen Grunde sonst. Du weißt selbst, er ist ein schwieriger Mensch. Ich sagte mir, von anderer Seite kann er von meiner Verlobung wohl erfahren, wenn das auch bei seiner einsamen Lebensweise kaum wahrscheinlich ist – das kann ich nicht hindern –, aber von mir selbst soll er es nun einmal nicht erfahren.«

“Tu ya sape, patre, que primo io voleva tacer mi fidantiamento. Per consideration, per nulle altere ration. Tu mesme anque sape, que ille es un homine difficile. Io pensava, ille pote apprender de mi fidantiamento in un altere maniera, ben que illo es probabile viste su modo de viver solitari – io non pote impedir lo –, ma de mi ille non va audir lo.”

»Und jetzt hast du es dir wieder anders überlegt?« fragte der Vater, legte die große Zeitung auf den Fensterbord und auf die Zeitung die Brille, die er mit der Hand bedeckte.

“E ora tu ha ja prendite un altere decision?” le patre demandava, ponente le grande jornal sur le bordo de fenestra, e sur le jornal le berillos, que ille coperiva con le mano.

»Ja, jetzt habe ich es mir wieder überlegt. Wenn er mein guter Freund ist, sagte ich mir, dann ist meine glückliche Verlobung auch für ihn ein Glück. Und deshalb habe ich nicht mehr gezögert, es ihm anzuzeigen. Ehe ich jedoch den Brief einwarf, wollte ich es dir sagen.«

“Si, io ha prendite un altere decision. Si ille es mi bon amico, io pensava, mi fidantiamento felice es anque pro ille un felicitate. E pro isto io non plus ha hesitate annunciar lo a ille. Ante postar le littera, io voleva dicer te lo.”

»Georg«, sagte der Vater und zog den zahnlosen Mund in die Breite, »hör’ einmal! Du bist wegen dieser Sache zu mir gekommen, um dich mit mir zu beraten. Das ehrt dich ohne Zweifel. Aber es ist nichts, es ist ärger als nichts, wenn du mir jetzt nicht die volle Wahrheit sagst. Ich will nicht Dinge aufrühren, die nicht hierher gehören. Seit dem Tode unserer teueren Mutter sind gewisse unschöne Dinge vorgegangen. Vielleicht kommt auch für sie die Zeit und vielleicht kommt sie früher, als wir denken. Im Geschäft entgeht mir manches, es wird mir vielleicht nicht verborgen – ich will jetzt gar nicht die Annahme machen, daß es mir verborgen wird –, ich bin nicht mehr kräftig genug, mein Gedächtnis läßt nach, ich habe nicht mehr den Blick für alle die vielen Sachen. Das ist erstens der Ablauf der Natur, und zweitens hat mich der Tod unseres Mütterchens viel mehr niedergeschlagen als dich. – Aber weil wir gerade bei dieser Sache halten, bei diesem Brief, so bitte ich dich, Georg, täusche mich nicht. Es ist eine Kleinigkeit, es ist nicht des Atems wert, also täusche mich nicht. Hast du wirklich diesen Freund in Petersburg?«

“Georg”, diceva le patre, aperiente largemente le bucca sin dentes, “ascolta me! Tu veniva a me pro ration de iste question, pro deliberar super illo. Sin dubita isto es laudabile. Ma isto es nihil, mesmo pejor que nihil, si tu non me dice le plen veritate. Io non vole attisar cosas non relatate. Desde le morte de nostre car matre, certe cosas pauco belle ha evenite. Forsan anque pro illos le momento arriva, forsan plus tosto que nos pensa. In le interprisa alcun cosas me escappa, forsan illos non es celate – ora io non vole assumer que illos es celate de me –, io non plus es assatis forte, mi memoria non es optime, io non plus succede in surveliar tote le multe cosas. Isto es primarimente le marcha del natura, ma in ultra le morte de nostre povre matre ha deprimite me multo plus que te. – Ma nos parla ora de iste littera, e io te pete, Georg, non me decipe. Il es trivial, non digne de mentionar lo, dunque non me decipe. Tu ha vermente ille amico in Sancte Petroburgo?”

Georg stand verlegen auf. »Lassen wir meine Freunde sein. Tausend Freunde ersetzen mir nicht meinen Vater. Weißt du, was ich glaube? Du schonst dich nicht genug. Aber das Alter verlangt seine Rechte. Du bist mir im Geschäft unentbehrlich, das weißt du ja sehr genau, aber wenn das Geschäft deine Gesundheit bedrohen sollte, sperre ich es noch morgen für immer. Das geht nicht. Wir müssen da eine andere Lebensweise für dich einführen. Aber von Grund aus. Du sitzt hier im Dunkel und im Wohnzimmer hättest du schönes Licht. Du nippst vom Frühstück, statt dich ordentlich zu stärken. Du sitzt bei geschlossenem Fenster und die Luft würde dir so gut tun. Nein, mein Vater! Ich werde den Arzt holen und seinen Vorschriften werden wir folgen. Die Zimmer werden wir wechseln, du wirst ins Vorderzimmer ziehen, ich hierher. Es wird keine Veränderung für dich sein, alles wird mit übertragen werden. Aber das alles hat Zeit, jetzt lege dich noch ein wenig ins Bett, du brauchst unbedingt Ruhe. Komm, ich werde dir beim Ausziehn helfen, du wirst sehn, ich kann es. Oder willst du gleich ins Vorderzimmer gehn, dann legst du dich vorläufig in mein Bett. Das wäre übrigens sehr vernünftig.«

Georg se levava embarassate. (*) “Ora mi amicos a parte. Mille amicos non me reimplacia mi patre. Tu sape que io crede? Tu non te sparnia assatis. Sed le etate exige su tributo. In le interprisa tu es indispensabile, como tu sape multo ben, ma si le interprisa menaciava su sanitate, io lo clauderea pro sempre ja deman. Il es impossibile. Non debe introducer un altere modo de viver pro te. Ma fundamentalmente. Tu sede hic in tenebras e in le salon tu haberea bon luce. Tu prende del jentaculo solo parve buccatas, in vice de recovrar le fortias con un bon repasto. Tu claude le fenestra ben que le aere fresc te facerea ben. No, mi patre! Io facera venir le medico, e su instructiones nos va sequer. Nos trocara le cameras, tu va in le camera de avante e io a hic. Nihil se mutara pro te, toto sera transferite. Ma isto sin haste, io te mitte al lecto ora pro alcun tempore, reposo es necesse. Veni, io te juvara con le disvestir, tu videra, io pote facer lo. O vole tu presto ir in le camera de avante, alora te mitte in mi lecto pro le momento. Isto serea ora multo sensate.”

Georg stand knapp neben seinem Vater, der den Kopf mit dem struppigen weißen Haar auf die Brust hatte sinken lassen.

Georg stava toto presso de su patre, qui habeva bassate al pectore su capite con le capillos blanc e hispide.

»Georg«, sagte der Vater leise, ohne Bewegung.

“Georg”, le patre diceva in voce debile, sin movimento.

Georg kniete sofort neben dem Vater nieder, er sah die Pupillen in dem müden Gesicht des Vaters übergroß in den Winkeln der Augen auf sich gerichtet.

Georg geniculava presto presso le patre, e videva le pupillas in le visage fatigate del patre, multo grande in le angulos del oculos, dirigite verso ille.

»Du hast keinen Freund in Petersburg. Du bist immer ein Spaßmacher gewesen und hast dich auch mir gegenüber nicht zurückgehalten. Wie solltest du denn gerade dort einen Freund haben! Das kann ich gar nicht glauben.«

“Tu non ha un amico in Sancte Petroburgo. Tu esseva ja sempre un paleasso, e anque con me tu non te ha retenite. Como poterea tu haber un amico, justo ibi! Io non pote creder lo.”

»Denk doch noch einmal nach, Vater«, sagte Georg, hob den Vater vom Sessel und zog ihm, wie er nun doch recht schwach dastand, den Schlafrock aus, »jetzt wird es bald drei Jahre her sein, da war ja mein Freund bei uns zu Besuch. Ich erinnere mich noch, daß du ihn nicht besonders gern hattest. Wenigstens zweimal habe ich ihn vor dir verleugnet, trotzdem er gerade bei mir im Zimmer saß. Ich konnte ja deine Abneigung gegen ihn ganz gut verstehn, mein Freund hat seine Eigentümlichkeiten. Aber dann hast du dich doch auch wieder ganz gut mit ihm unterhalten. Ich war damals noch so stolz darauf, daß du ihm zuhörtest, nicktest und fragtest. Wenn du nachdenkst, mußt du dich erinnern. Er erzählte damals unglaubliche Geschichten von der russischen Revolution. Wie er z.B. auf einer Geschäftsreise in Kiew bei einem Tumult einen Geistlichen auf einem Balkon gesehen hatte, der sich ein breites Blutkreuz in die flache Hand schnitt, diese Hand erhob und die Menge anrief. Du hast ja selbst diese Geschichte hie und da wiedererzählt.«

“Pensa ancora un vice, patre”, diceva Georg, qui levava le patre del sedia e le levava, como ille ora stava assi ben fragile, le roba de camera, (*) “tosto il sera tres annos retro que le amico esseva a visita con nos. Io me memora que tu le trovava non multo sympathic. Al minus duo vices io ha celate su presentia, ben que ille sedeva tunc in mi camera. Io poteva ben comprender tu aversion contra ille, ille ya ha su peculiaritates. Ma postea tu ha parlate con ille multo agradabilemente. Io esseva tan fer, que tu le ascoltava, e nutava, poneva questiones. Pensa ya, tu te le debe memorar. Su narrationes del revolution russe era bastante incredibile. Per exemplo que ille esseva in viage de affaires, e durante un tumulto ha viste un eccle­siastico qui se secava un cruce late de sanguine in le mano, levava iste mano e appellava le turba. Tu mesme ha postea ya repetite iste historia varie vices.”

Währenddessen war es Georg gelungen, den Vater wieder niederzusetzen und ihm die Trikothose, die er über den Leinenunterhosen trug, sowie die Socken vorsichtig auszuziehn. Beim Anblick der nicht besonders reinen Wäsche machte er sich Vorwürfe, den Vater vernachlässigt zu haben. Es wäre sicherlich auch seine Pflicht gewesen, über den Wäschewechsel seines Vaters zu wachen. Er hatte mit seiner Braut darüber, wie sie die Zukunft des Vaters einrichten wollten, noch nicht ausdrücklich gesprochen, denn sie hatten stillschweigend vorausgesetzt, daß der Vater allein in der alten Wohnung bleiben würde. Doch jetzt entschloß er sich kurz mit aller Bestimmtheit, den Vater in seinen künftigen Haushalt mitzunehmen. Es schien ja fast, wenn man genauer zusah, daß die Pflege, die dort dem Vater bereitet werden sollte, zu spät kommen könnte.

Intertanto Georg habeva succedite in de novo seder le patre, e cautemente le levar le pantalones de tricot, que ille portava super le calceones de lino, e anque le calcettas. Al vider le subvestimentos non vermente munde, ille se reprochava haber negligite le patre. Certo il esseva su deber veliar que le subvestimentos sia trocate e lavate in tempore. Ille non habeva explicitemente parlate con le promissa super le futuro del patre, ma illes habeva tacitemente assumite, que le patre remanerea sol in le casa existente. Sed nunc ille decideva resolutemente lassar anque le patre esser parte de su menage futur. Il semblava quasi, si on mirava plus precise, como si le cura, que illac deberea esser date al patre, venirea troppo tarde.

Auf seinen Armen trug er den Vater ins Bett. Ein schreckliches Gefühl hatte er, als er während der paar Schritte zum Bett hin merkte, daß an seiner Brust der Vater mit seiner Uhrkette spielte. Er konnte ihn nicht gleich ins Bett legen, so fest hielt er sich an dieser Uhrkette.

In su brachios ille portava su patre al lecto. Un experientia hor­ribile esseva notar que durante iste poc passos, su patre a su pectore jocava con su catena de horologia. Ille non poteva jam poner le al lecto, tan firmemente ille teneva iste catena.

Kaum war er aber im Bett, schien alles gut. Er deckte sich selbst zu und zog dann die Bettdecke noch besonders weit über die Schulter. Er sah nicht unfreundlich zu Georg hinauf.

A pena totevia ille esseva in le lecto, toto semblava bon. Ille mesme se coperiva, tirava alora le copertura multo alte super le spatula. Ille mirava in alto a Georg, non inamicalmente.

»Nicht wahr, du erinnerst dich schon an ihn?« fragte Georg und nickte ihm aufmunternd zu.

“Nonne, tu te le memora?” demandava Georg, nutante a ille incoragiante le.

»Bin ich jetzt gut zugedeckt?« fragte der Vater, als könne er nicht nachschauen, ob die Füße genug bedeckt seien.

“Esque io es ora ben coperite?” le patre demandava, como ille non poteva vider le situation de su proprie pedes.

»Es gefällt dir also schon im Bett«, sagte Georg und legte das Deckzeug besser um ihn.

“Dunque il ja te place in le lecto”, Georg diceva durante que ille rearrangiava le copertura.

»Bin ich gut zugedeckt?« fragte der Vater noch einmal und schien auf die Antwort besonders aufzupassen.

“Esque io es ben coperite?” le patre demandava ancora un vice, e semblava dar attention special al responsa.

»Sei nur ruhig, du bist gut zugedeckt.«

“Sia tranquille, tu es ben coperite.”

»Nein!« rief der Vater, daß die Antwort an die Frage stieß, warf die Decke zurück mit einer Kraft, daß sie einen Augenblick im Fluge sich ganz entfaltete, und stand aufrecht im Bett. Nur eine Hand hielt er leicht an den Plafond. »Du wolltest mich zudecken, das weiß ich, mein Früchtchen, aber zugedeckt bin ich noch nicht. Und ist es auch die letzte Kraft, genug für dich, zuviel für dich. Wohl kenne ich deinen Freund. Er wäre ein Sohn nach meinem Herzen. Darum hast du ihn auch betrogen die ganzen Jahre lang. Warum sonst? Glaubst du, ich habe nicht um ihn geweint? Darum doch sperrst du dich in dein Bureau, niemand soll stören, der Chef ist beschäftigt – nur damit du deine falschen Briefchen nach Rußland schreiben kannst. Aber den Vater muß glücklicherweise niemand lehren, den Sohn zu durchschauen. Wie du jetzt geglaubt hast, du hättest ihn untergekriegt, so untergekriegt, daß du dich mit deinem Hintern auf ihn setzen kannst und er rührt sich nicht, da hat sich mein Herr Sohn zum Heiraten entschlossen!«

“No!” critava le patre, le responsa collidente al question, (*) e ille jectava le copertura via con un tal fortia que illo toto se displicava in le aere. Ille stava recte al lecto. Solo un mano ille teneva al tecto. “Tu voleva coperir me, io lo sape, mi fructetto, ma coperite ancora io non es. E mesmo si es mi ultime fortia, es satis pro te, troppo pro te. Certo io cognosce tu amico. Ille serea un filio secun mi corde. Pro isto tu le ha dupate tote iste annos. Proque alteremente? Tu pensa que io non ha plorate pro ille? Pro isto tu te confina in tu officio, nemo debe disturbar, le director es occupate – solo pro lassar te scriber tu litterettas false a Russia. Ma felicemente nemo debe inseniar le patre como discerner le filio. Como tu ha ora credite, tu poterea disconcertar e humiliar le, seder te sur ille sin que ille se move, alora senior mi filio ha decidite ir maritar se!”

Georg sah zum Schreckbild seines Vaters auf. Der Petersburger Freund, den der Vater plötzlich so gut kannte, ergriff ihn, wie noch nie. Verloren im weiten Rußland sah er ihn. An der Türe des leeren, ausgeraubten Geschäftes sah er ihn. Zwischen den Trümmern der Regale, den zerfetzten Waren, den fallenden Gasarmen stand er gerade noch. Warum hatte er so weit wegfahren müssen!

Georg mirava in alto al espaventaculo de su patre. Le amico in Sancte Petroburgo, que le patre subitemente cognosceva tanto ben, commoveva le como ancora nunquam avante. Perdite in iste Russia distante ille le videva. Al porta del interprisa, vacue e spoliate, ille le videva. Inter le ruinas del plancas, le merces lacerate, le consolas de gas cadente, ille ancora stava. Proque ille debeva vader tan lontan?

»Aber schau mich an!« rief der Vater, und Georg lief, fast zerstreut, zum Bett, um alles zu fassen, stockte aber in der Mitte des Weges.

“Sed mira me!” critava le patre, e Georg ambulava, quasi distracte, al lecto, pro toto comprender, ma arrestava se a medie cammino.

»Weil sie die Röcke gehoben hat«, fing der Vater zu flöten an, »weil sie die Röcke so gehoben hat, die widerliche Gans«, und er hob, um das darzustellen, sein Hemd so hoch, daß man auf seinem Oberschenkel die Narbe aus seinen Kriegsjahren sah, »weil sie die Röcke so und so und so gehoben hat, hast du dich an sie herangemacht, und damit du an ihr ohne Störung dich befriedigen kannst, hast du unserer Mutter Andenken geschändet, den Freund verraten und deinen Vater ins Bett gesteckt, damit er sich nicht rühren kann. Aber kann er sich rühren oder nicht?«

(*) “Proque illa ha relevate le gonnas”, le patre ultragiava in un tono adulante, (*) “proque illa ha assi relevate le gonnas, le oca repulsive”, e ille relevava, pro demonstrar lo, su camisa tan alte, que on videva a su coxa le cicatrice de guerra, “proque illa ha relevate le gonnas assi e assi, tu la ha accostate, e pro poter satisfacer te sin disturbantia, tu ha dishonorate le memoria de nostre matre, traite le amico e ponite tu patre al lecto, a fin que ille non se pote mover. Ma pote ille se mover o non?”

Und er stand vollkommen frei und warf die Beine. Er strahlte vor Einsicht.

E ille stava toto sin supportar se, e balanciava le gambas. Ille radiava de perspicacia.

Georg stand in einem Winkel, möglichst weit vom Vater. Vor einer langen Weile hatte er sich fest entschlossen, alles vollkommen genau zu beobachten, damit er nicht irgendwie auf Umwegen, von hinten her, von oben herab überrascht werden könne. Jetzt erinnerte er sich wieder an den längst vergessenen Entschluß und vergaß ihn, wie man einen kurzen Faden durch ein Nadelöhr zieht.

Georg stava in un angulo, le plus distante possibile del patre. Ja multo tempore retro ille habeva firmemente decidite observar toto exactemente, a fin que ille non poterea esser surprendite per via indirecte, de detra o de supra. Ora ille se rememorava al decision ja longe oblidate, e oblidava lo, como on tira un filo curte per le oculo de un agulia.

»Aber der Freund ist nun doch nicht verraten!« rief der Vater, und sein hin- und herbewegter Zeigefinger bekräftigte es. »Ich war sein Vertreter hier am Ort.«

“Ma le amico ora ya non es traite!” critava le patre, e su digito indice movente de un latere al altere corroborava lo. “Io era su representante hic in situ.”

»Komödiant!« konnte sich Georg zu rufen nicht enthalten, erkannte sofort den Schaden und biß, nur zu spät, – die Augen erstarrt – in seine Zunge, daß er vor Schmerz einknickte.

“Comediante!” critava Georg ante poter continer se, discerneva ja le damno, e mordeva, ma troppo tarde, – con oculos rigide – in su lingua, tanto que ille bassava de dolor.

»Ja, freilich habe ich Komödie gespielt! Komödie! Gutes Wort! Welcher andere Trost blieb dem alten verwitweten Vater? Sag’ – und für den Augenblick der Antwort sei du noch mein lebender Sohn –, was blieb mir übrig, in meinem Hinterzimmer, verfolgt vom ungetreuen Personal, alt bis in die Knochen? Und mein Sohn ging im Jubel durch die Welt, schloß Geschäfte ab, die ich vorbereitet hatte, überpurzelte sich vor Vergnügen und ging vor seinem Vater mit dem verschlossenen Gesicht eines Ehrenmannes davon! Glaubst du, ich hätte dich nicht geliebt, ich, von dem du ausgingst?«

“Si, certo io ha facite le comedia! Comedia! Un bon parola! Que altere consolation restava le vetule patre vidue? Dice me – e pro le momento del responsa vamos ancora vider te como mi filio vive –, que me restava, in mi camera de detra, persequite per personal disloyal, vetere usque al ossos? E mi filio iva per le mundo in jubilo, clausurava negotios, que io habeva preparate, gambadava de placer, e iva via de su patre con le facie reservate de un homine de honor! Crede tu, io non habeva te amate, io, de qui tu ha emanate?”

»Jetzt wird er sich vorbeugen«, dachte Georg, »wenn er fiele und zerschmetterte!« Dieses Wort durchzischte seinen Kopf.

“Ora ille se va inclinar in avante”, pensava Georg, “imagina que ille cade e se fracassa!” Iste parola echoava in su capite. (*)

Der Vater beugte sich vor, fiel aber nicht. Da Georg sich nicht näherte, wie er erwartet hatte, erhob er sich wieder.

Le patre se inclinava, tamen sin cader. Pro que Georg non le approximava, como ille habeva expectate, ille se relevava.

»Bleib’, wo du bist, ich brauche dich nicht! Du denkst, du hast noch die Kraft, hierher zu kommen und hältst dich bloß zurück, weil du so willst. Daß du dich nicht irrst! Ich bin noch immer der viel Stärkere. Allein hätte ich vielleicht zurückweichen müssen, aber so hat mir die Mutter ihre Kraft abgegeben, mit deinem Freund habe ich mich herrlich verbunden, deine Kundschaft habe ich hier in der Tasche!«

“Remane ubi tu es, io non te besonia! Tu pensa que tu ha ancora le fortia pro venir hic, e solo te retene proque tu lo vole. Non te erra! Io es ancora le multo plus forte. Sol, io haberea forsan debite recular, ma le matre ha passate su fortia a me, con tu amico io ha un relation splendide, e tu clientes io ha hic in le tasca!”

»Sogar im Hemd hat er Taschen!« sagte sich Georg und glaubte, er könne ihn mit dieser Bemerkung in der ganzen Welt unmöglich machen. Nur einen Augenblick dachte er das, denn immerfort vergaß er alles.

“Mesmo in le camisa ille ha tascas!” pensava Georg, e credeva que con ille remarca ille poterea facer le impossibile in tote le mundo. Solo un momento ille pensava illo, proque cata vice ille oblidava toto.

»Häng’ dich nur in deine Braut ein und komm’ mir entgegen! Ich fege sie dir von der Seite weg, du weißt nicht wie!«

“Approcha me, con illa bracio in bracio! Io la scopa via de tu latere, tu ha nulle idea!”

Georg machte Grimassen, als glaube er das nicht. Der Vater nickte bloß, die Wahrheit dessen, was er sagte, beteuernd, in Georgs Ecke hin.

Georg faceva grimasses, como ille non lo credeva. Le patre solo nutava al angulo de Georg, accentuante que era ver lo que ille justo diceva.

»Wie hast du mich doch heute unterhalten, als du kamst und fragtest, ob du deinem Freund von der Verlobung schreiben sollst. Er weiß doch alles, dummer Junge, er weiß doch alles! Ich schrieb ihm doch, weil du vergessen hast, mir das Schreibzeug wegzunehmen. Darum kommt er schon seit Jahren nicht, er weiß ja alles hundertmal besser als du selbst, deine Briefe zerknüllt er ungelesen in der linken Hand, während er in der Rechten meine Briefe zum Lesen sich vorhält!«

“Como tu me ha hodie amusate, quando tu veniva, e demandava si tu deberea scriber tu amico super le fidantiamento. Ille ya sape toto, puero stupide, illa ya sape toto! Io ya ha scribite le, proque tu ha oblidate confiscar mi utensiles pro scriber. Pro isto ja annos ille non veni, ille ya sape toto cento vices melio que tu mesme, tu litteras non legite ille corruga in le mano sinistre, durante que in le mano dextre ille tene mi litteras pro leger los!”

Seinen Arm schwang er vor Begeisterung über dem Kopf. »Er weiß alles tausendmal besser!« rief er.

Su brachio ille brandiva super su testa de enthusiasmo. “Ille sape toto mille vices melio!” ille critava.

“Zehntausendmal!” sagte Georg, um den Vater zu verlachen, aber noch in seinem Munde bekam das Wort einen toternsten Klang.

»Dece milles vices!« diceva Georg, pro ridiculisar le patre, sed ancora in su bucca le parolas obteneva un sono toto seriose.

»Seit Jahren passe ich schon auf, daß du mit dieser Frage kämest! Glaubst du, mich kümmert etwas anderes? Glaubst du, ich lese Zeitungen? Da!« und er warf Georg ein Zeitungsblatt, das irgendwie mit ins Bett getragen worden war, zu. Eine alte Zeitung, mit einem Georg schon ganz unbekannten Namen.

“Ja annos io spera con attention, quando tu venirea con iste question. Tu crede que me interessa altere cosas? Tu crede que io lege gazettas? Ecce!” e ille jectava a Georg un pagina del gazetta, que comocunque le ha accompaniate in le lecto. Era un gazetta vetere, con un nomine ja completemente incognite a Georg.

»Wie lange hast du gezögert, ehe du reif geworden bist! Die Mutter mußte sterben, sie konnte den Freudentag nicht erleben, der Freund geht zugrunde in seinem Rußland, schon vor drei Jahren war er gelb zum Wegwerfen, und ich, du siehst ja, wie es mit mir steht. Dafür hast du doch Augen!«

“Quanto tempore ha tu hesitate, usque tu es satis matur! Le matre debeva morir, illa non poteva vider le die felice, le amico peri in su Russia, ja tres annos retro ille esseva jalne pro jectar via, e io, tu ya vide como io sta. Pro isto tu ya ha oculos!”

»Du hast mir also aufgelauert!« rief Georg.

“Dunque tu me ha spiate!” Georg critava.

Mitleidig sagte der Vater nebenbei: »Das wolltest du wahrscheinlich früher sagen. Jetzt paßt es ja gar nicht mehr.«

Pietosemente le patre diceva a parte: “Probabilemente tu voleva dicer lo antea. Ma ora il non conveni del toto.”

Und lauter: »Jetzt weißt du also, was es noch außer dir gab, bisher wußtest du nur von dir! Ein unschuldiges Kind warst du ja eigentlich, aber noch eigentlicher warst du ein teuflischer Mensch! – Und darum wisse: Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!«

E plus forte: “Dunque ora tu anque sape, que existeva ultra te, usque nunc tu sapeva solo de te! Un infante innocente de facto tu era, sed ancora plus de facto, tu era un homine diabolic! – Pro isto sape: Io te condemna (*) ora al morte per necamento!”

Georg fühlte sich aus dem Zimmer gejagt, den Schlag, mit dem der Vater hinter ihm aufs Bett stürzte, trug er noch in den Ohren davon. Auf der Treppe, über deren Stufen er wie über eine schiefe Fläche eilte, überrumpelte er seine Bedienerin, die im Begriffe war hinaufzugehen, um die Wohnung nach der Nacht aufzuräumen.

Georg se sentiva chassate ex le camera, le colpo con le qual detra ille le patre cadeva al lecto, ille portava ancora con se in su aures. Al scala, cuje scalones ille transversava como si era un plano oblique, ille surprendeva su servitrice, qui justo voleva ascender pro rangiar le appartamento post le nocte.

»Jesus!« rief sie und verdeckte mit der Schürze das Gesicht, aber er war schon davon. Aus dem Tor sprang er, über die Fahrbahn zum Wasser trieb es ihn. Schon hielt er das Geländer fest, wie ein Hungriger die Nahrung. Er schwang sich über, als der ausgezeichnete Turner, der er in seinen Jugendjahren zum Stolz seiner Eltern gewesen war. Noch hielt er sich mit schwächer werdenden Händen fest, erspähte zwischen den Geländerstangen einen Autoomnibus, der mit Leichtigkeit seinen Fall übertönen würde, rief leise: »Liebe Eltern, ich habe euch doch immer geliebt«, und ließ sich hinabfallen.

“Jesus!” illa critava e coperiva su facie con su avantal, sed ille ja era via. Ex le porta ille saltava, trans le strata al aqua ille se sentiva pulsate. Ja ille reteneva le balustrada, como un affamate le alimento. Ille se lanceava super illo, como le gymnasta excellente que in su juventute ille era, al orgolio de su parentes. Ancora ille se teneva, con manos perdente le fortia, distingueva inter le barras del balustrada un autobus, que coperirea facilemente le sono de su cadita, e parlava in voce basse: “Car parentes, io ya ha sempre vos amate”, e lassava se cader.

In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.

In iste momento flueva via le ponte un traffico parente sin fin.


Das Urteil. Eine Geschichte von Franz Kafka.
Deutsche Fassung basiert auf Gutenberg, Gutenberg Deutschland.
Ursprüngliche Ausgabe: Leipzig, Kurt Wolff Verlag, 1913, 1916.

Traduction in interlingua, le 22 de augusto – le 1 usque 14 de septembre 2022, per R. Harmsen.