Flämisch als Sprache?

Einführung

Deutsche Kunden stellen mir manchmal die Frage ob ich auch Übersetzungen ins Flämische anbiete. Die kurze Antwort ist: ja. Aber zu dem Thema ist viel mehr zu sagen. Am 19.2.2010 hatte ich mir schon mal die Mühe genommen das anständig zu erläutern.

Eigentlich kann ich diesen Text dann genau so gut jetzt auf meiner Website veröffentlichen.

Sprache oder Dialektgruppe?

Flämisch ist eigentlich keine Sprache, sondern eine Gruppe von Dialekten, die im Westen Belgiens gesprochen werden, z.B. in und um Gent, Brügge (nl: Brugge) und Kortrijk. Bekannte Städte wie Antwerpen und Brüssel (Brussel) dagegen gehören zu einem anderen Dialektgebiet, das der brabantischen Dialekte, wozu auch eine Provinz der Niederlande gehört (wie hier gezeigt: http://nl.wikipedia.org/wiki/Brabants). Weiter nach Osten gibt es in Belgien wie in den Niederlanden (und Deutschland!) auch noch limburgische Dialekte.

Dialekte all dieser Gruppen sind so unterschiedlich wie etwa Bayerisch, Kölsch und Bremer Platt. Sie werden selten geschrieben und bleiben also für Übersetzungen außer Betracht.

Politik

Verwirrenderweise gibt es in der belgischen Politik den Begriff «Vlaams Gewest» (http://nl.wikipedia.org/wiki/Vlaams_Gewest), kurz auch «Vlaanderen» genannt. In diesem Namen bezeichnet «Vlaams» (= deutsch «flämisch») auch die Gebiete, wo keine flämischen, sondern brabantischen oder limburgischen Dialekte gesprochen werden.

Sprachunion

Als offizielle Sprache und Schriftsprache gilt auch in Belgien (außer wo Französisch oder Deutsch gesprochen wird) einfach Niederländisch (nl: Nederlands), genau wie bei uns in den Niederlanden. Es gibt auch eine gemeinsame Schreibweise, wie bestimmt durch die «Taalunie» («Sprach-Union»), von der jetzt auch Suriname Mitglied ist.

Im Wesentlichen gibt es also eine gemeinsame Standardsprache, die überall verstanden wird und theoretisch überall gleich ist. Trotzdem bestehen kleine Unterschiede in der Aussprache (vergleiche: man kann hören, wo Angela Merkel herkommt, obwohl sie kein Dialekt, sondern Hochdeutsch spricht) und auch im Wortschatz: es gibt ein «Vlaams-Nederlands woordenboek» mit Hunderten von Seiten mit Wörtern, die in Belgien bekannt sind und bei uns nicht, oder wir kennen das Wort auch aber nicht mit allen Bedeutungen, die dort üblich sind.

Hochdeutsch in DE, CH und AT

Die Situation ist vergleichbar mit der Verwendung von Hochdeutsch in Deutschland, der Schweiz und Österreich: Da gibt es auch Unterschiede, obwohl echtes Schweizerdeutsch wieder was ganz Anderes ist. Eine Übersetzung, die ein deutscher Übersetzer macht, wird, nehme ich an, auch ohne Probleme in der Schweiz und Österreich verstanden. So ist es mit Niederländisch auch.

Werbung

Eine Ausnahme ist vielleicht Werbung: wo es darauf ankommt was für ein Gefühl ein Ausdruck erregt, kann es sinnvoll sein, die Texte per Land unterschiedlich zu entwerfen.