2., 4., 6. und 9. Dezember 1989 / 7. und

Esperanto-Wortzusammen­setzungs­mittel

Warum

Obwohl ich keine Umfrage veranstaltet habe vermute ich daß Esperanto was den Namen betrifft bei vielen bekannt ist, was die Sprache betrifft aber nicht. Vielleicht hat das zwei Ursachen: Erstens hat die Sprache Esperanto Assoziationen erweckt mit einem einigermaßen politischen Idealismus, den, obwohl sicher nicht tadelnswert, nicht alle mit ganzem Herzen anhängen wollen.

Zweitens meine Viele, eine künstlich entworfene Sprache, im Gegensatz zu einer natürlich evoluierten, müsse unvermeidlich weniger ausdrucksfähig sein. In Wirklichkeit ermöglicht Esperanto es genau so viel zu sagen als andere Sprachen. Es ist vielleicht sogar reicher an Ausdruckmöglichkeiten, auf jeden Fall kann es auf anderer Weise als andere Sprachen etwas in Worte fassen.

Falls wir Esperanto nur nutzen um aus den bekannten Weltsprachen zu übersetzen wird dieser Reichtum nicht zum Vorschein kommen. Wir sollten Esperanto nutzen als Originalsprache, und kreativ. Deswegen habe ich diesen Text ursprünglich in Esperanto geschrieben, sogar die Version meiner Muttersprache ist eine Übersetzung.

Bezüglich seines Wortschatzes ist Esperanto eine indoeuropäische Sprache, aber der Struktur, besonders der Wortstruktur nach, ist es mehr mit dem Finnischen und dem Ungarischen verwandt. Übliche grammatikalische Begriffe, wie das Substantiv, das Adjektiv, das Adverb und das Verb, hat auch Esperanto, aber solange wir die Sprache nur so betrachten, tun wir dem Schöpfer des Esperanto, Ludwig Zamenhof, kein Recht.

Stattdessen sollten wir lieber die Esperanto Wortteilversammlung als eine Menge Wurzeln betrachten, mit einer sehr freien Zusammensetzbarkeit. Manche dieser Wurzeln stehen üblicherweise vorne, manche in der Mitte, und manche hinten, doch sind alle eben sehr geneigt Dinge möglich zu machen ("ermöglichungsfähig").
Einige Wurzeln markieren die oben erwähnten Begriffe, wie -o die Substantive markiert, -a die Adjektive, -e die Adverbien, und -i, -as, -is, -os usw. Formen des Verbs. Aber auch solche Suffixe können wir sehen als bedeutungsvolle Wurzeln, deren Anhängung die Bedeutung anderer Wurzeln ergänzt.

Durch Zusammensetzen von Esperanto-Wurzeln, von denen wir nur wenige zu kennen brauchen, können wir ein Wort machen für egal welchen unserer Gedanken. Solche zusammengesetzten Worte, obwohl in keinem Wörterbuch auffindbar, und obwohl von niemanden je zuvor genutzt, wird jeder verstehen können der eine Grundkenntnis der Sprache Esperanto besitzt.

Wie

Jetzt da dies alles erzählt worden ist, werde ich zeigen wie der Zusammensetzungsmechanismus funktioniert. Dazu werde ich einige der eben benutzten und noch zu benutzenden Zusammenklebungen erklären. Dann wird auch deutlich werden, daß die natursprachliche Übersetzung nicht genau sagt, nicht genau sagen kann, was die Originalversion in Esperanto ausdrückt, oder wenigstens werden die Dinge in anderen Sprache auf anderer Weise gesagt, mit anderen Worten.

Also ist Esperanto eine selbstständige Sprache, die Ausdrucksmittel hat die andere Sprachen nicht haben, obwohl das Umgekehrte auch wahr ist.